Jakobsweg

Der Jakobsweg oder Jakobusweg, bildet eine Vielzahl von Wegen, die sich in ganz Europa befinden und deren Ziel Santiago de Compostela in Spanien ist. Es gibt also eine sehr große Vielfalt an Möglichkeiten eine Wanderung oder Pilgerreise zum Grab des Heiligen Jakobus in Galicien zu machen. Diese Wege werden ebenfalls Jakobswege genannt, wobei der Camino Francés, der in den Pyrenäen beginnt und nach Santiago de Compostela führt, als der Hauptweg betrachtet wird.

Der Jakobsweg unterliegt einer wechselhaften Erfolgsgeschichte, die fast 1200 Jahre alt ist und deren Ursachen in seiner Bedeutung als Pilgerweg zu suchen sind. Die politische Machtentfaltung des kleinen Königreiches Asturien, die bereits vor dem 9. Jahrhundert begann, endete mit der Verleihung der Erzbischhofswürde 1124. Zentrum dieser Entwicklung war Santiago de Compostela.

Die Kultur des Pilgerns im traditionellen, also christlichen Sinne, die Verehrung eines Heiligen und die Suche nach Heil, waren Beweggründe, die gläubige Menschen eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg machen ließen. Gleichzeitig wurden diese Strecken, die unter römischer Herrschaft zu befestigten Wegen wurden, zum Transport von Handelswaren genutzt und es entstanden Wirtshäuser, Brücken, Kirchen und Pilgerhospize.

Im Besitz eines Apostelgrabes zu sein, bedeutete für die Region im heutigen Galicien eine große Aufwertung in kirchlicher und politischer Hinsicht und eine große Anziehungskraft für Pilger. Nach der Sperrung des Heiligen Landes für christliche Pilger im Jahr 1291 wurde der Camino Francés besonders wichtig. Päpste gaben mittlerweile (im Jahre 1300) für eine Jakobspilgerschaft Ablässe, die mit einer Teilnahme an einem Kreuzzug gleichzusetzen waren.

Diese Aufwertung einer Pilgerreise veränderte sich über die Jahrhunderte entsprechend des kirchlich-politischen Machteinflusses und verlor zunehmend an Bedeutung. Andere metaphysische Inhalte der Kirche, die lutherisch-calvinistische Lehre, die spanische Inquisition, die das Pilgern extrem erschwerte, schränkte die Praxis und die Bedeutung auf ein Minimum ein. Die französische Revolution und die Säkularisierung der Gesellschaft ließen den Einfluss der Kirche in den Hintergrund treten. Santiago war im 19. Jh. nur noch ein regionales Ziel für Pilger.

Eine neue Bewegung begann, als im Jahr 1876 bei Ausgrabungen in der Kathedrale von Santiago die seit 1589 verschollenen Gebeine des Apostels Jakobus wieder gefunden wurden. Die Bestätigung der Echtheit erteilte Papst Leo XII 1884 und ein Jahr später fand das „Heilige Jahr“ statt, das immer stattfindet, wenn der Namenstag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt.

Dieser Wendepunkt ist gleichzeitig Ausgangspunkt einer wachsenden Bedeutung des Jakobswegs, der 1987 vom Europarat zum ersten europäischen Kulturweg ernannt wurde. 1993 wurde der Camino Francés in Spanien in die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.